Das Logopädie-Lexikon
A
Aphasie
Aphasien sind zentrale Sprachstörungen, die linguistisch als Beeinträchtigung in den verschiedenen Komponenten des Sprachsystems (Phonetik/Phonologie, Semantik/Lexikon, Morphologie/Syntax, Pragmatik) zu beschreiben sind. Die aphasischen Störungen erstrecken sich auf alle expressiven und rezeptiven Modalitäten, d.h. auf Sprechen und Verstehen, auf Lesen und Schreiben. Als Aphasie bezeichnet man im deutschsprachigen Raum Störungen, die erst nach Abschluss des Spracherwerbs auftreten. Die Läsion betrifft immer die sogenannte dominante (d.h. meist die linke) Hemisphäre des Gehirns.
Artikulationsstörung
Es handelt sich hierbei um eine Störung des Lauterwerbs und Lautgebrauchs. Bei einer Artikulationsstörung ist die motorische Musterbildung betroffen, d.h. die Kinder bilden den Ziellaut nicht in der Weise, wie es korrekt wäre (z.B. „Lispeln“)
Audiogene Sprechstörung
Audiogene Sprechstörungen sind Artikulationsstörungen infolge fehlender Rückkopplung bei hochgradiger Schwerhörigkeit oder Taubheit.
D
Dysarthrie / Dysathrophie
Dysarthrien/Dysarthrophien sind Störungen in der Ausführung von Sprechbewegungen und/oder der Koordination von Atmung, Stimme und Artikulation aufgrund angeborener oder erworbener Hirnstörungen, die sowohl in der rechten als auch in der linken Hemisphäre des Gehirns, im Kleinhirn, im Hirnstamm und in den die Sprechmuskulatur versorgenden Nerven auftreten können.
Dysgrammatismus
Das bedeutet, der Erwerb des grammatischen Regelsystems ist gestört. Die Kinder können Probleme mit der Deklination und der Konjugation haben. Der korrekte Satzbau kann ebenfalls gestört sein. Hierzu zählen Umstellungen und Auslassungen von Satzelementen, wobei die falsche Stellung des Verbs besonders auffällig ist.
Dysphagie
Unter einer Dysphagie (Schluckstörung) versteht man eine Störung des Schluckens von fester und/oder flüssiger Nahrung vom Mund zum Magen.
E
Entwicklungsdyslexie/-dysgraphie
Hierunter versteht man eine Störung im Erwerb des Lesens und Schreibens. Dabei kommt es (u.a. infolge auditiver Verarbeitungs- und Wahrnehmungsdefizite) zu Lautverwechselungen und –auslassungen und Fehlern bei der lautgetreuen und /oder orthographischen Umsetzung der gesprochenen in die geschriebene Sprache (Schreiben) und umgekehrt (Lesen).
F
Funktionelle Stimmstörung
Es handelt sich um Krankheiten der Stimme, bei denen der Stimmklang gestört und /oder die stimmliche Leistungsfähigkeit eingeschränkt ist. Menschen mit sprechintensiven Berufen sind hiervon besonders betroffen.
M
Myofunktionelle/orofaciale Dysfunktion
Vordergründig versteht man unter einer myofunktionellen Störung das falsche Schlucken eines Kindes, Jugendlichen oder eines Erwachsenen. Das heißt, dass die Zunge beim Schlucken gegen oder zwischen die Zähne presst und dadurch die Zähne verschiebt.ebt.
O
Organische Stimmstörung
Als organische Stimmstörung bezeichnet man Erkrankungen, bei denen eine organische Veränderung im Bereich des Stimmapparates vorliegt, welche den normalen Funktionsablauf behindert. Die schwerwiegendste Form der organischen Stimmstörung ist die Entfernung des gesamten Kehlkopfes (Laryngektomie) nach Kehlkopfkrebs.
P
Phonologische Störung
Bei einer phonologischen Störung hat das Kind Probleme beim Erwerb des Lautinventars, d.h. es erwirbt die Laute oder die Regeln zu ihrer Kombination fehlerhaft oder unvollständig. Dies äußert sich darin, dass es Wörter fehlerhaft ausspricht (z.B. „Bume“ statt „Blume“).
Poltern
Poltern ist im Gegensatz zum Stottern von einem überschießenden, sehr schnellen Sprechen gekennzeichnet. Die Aussprache ist aufgrund des Missverhältnisses von Sprechtempo und artikulatorischer Fähigkeit und Defiziten in der Wahrnehmung häufig sehr undeutlich und verwaschen. Ein Störungsbewusstsein oder Leidensdruck ist bei Polterern selten vorhanden.
R
Rhinophonie
Unter Rhinophonie versteht man eine Störung des Stimmklanges durch zu geringe oder übermäßige Nutzung des nasalen Klangraumes. Rhinophonien treten als organische Störungen bei Lähmungserscheinungen des Gaumensegels, bei Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten oder als funktionelle Störungen auf. In Verbindung mit funktionellen Störungen der Luftstromführung treten Veränderungen der Artikulation auf.
Redeflussstörung
Eine Redeflussstörung ist eine unfreiwillige Wiederholung von Lauten, Silben und Wörtern, Verlängerungen von Lauten und Blockierungen vor oder in einem Wort.
S
Schluckstörung
Eine Schluckstörung bezeichnte eine Störung des Schluckens von fester und/oder flüssiger Nahrung vom Mund zum Magen.
Sprachentwicklungsverzögerung
Unter Sprachentwicklungsverzögerung versteht man zeitliche und /oder strukturelle Abweichungen von der normalen Sprachentwicklung.
Sprechapraxie
Sprechapraxien sind Störungen der Planung der Sprechmotorik, die nicht durch eine Funktionseinschränkung der am Sprechakt beteiligten Organe zu erklären sind. Es handelt sich vielmehr um eine Störung in der Planung der Sprechmotorik. Es besteht fast immer eine Kombination mit einer Aphasie.
Stottern
Stottern bedeutet unfreiwillige Wiederholung von Lauten, Silben und Wörtern, Verlängerungen von Lauten und Blockierungen vor oder in einem Wort.
Begleitsymptome resultieren aus dem Versuch, die eigentlichen Stottersymptome zu überwinden und sind erlernt.
W
Wortschatzdefizit
Das Kind hat quantitative und/oder qualitative Probleme beim Erwerb des Wortschatzes. Dies betrifft einerseits das Sprachverständnis für die Wortbedeutung, andererseits die Kategorisierung von Wörtern. Daneben treten Wortabruf- und speicherstörungen auf. Häufig wird ein Wortschatzdefizit von den Kindern über Gestik und Mimik kompensiert. Sie erschließen sich die Bedeutung der Worte und Sätze teilweise nur aus dem situativen Zusammenhang.